Alle wissen es, und doch wird erstaunlich wenig darüber geredet: die zahlreichen Möglichkeiten der Wahlfälschung. Karzai hat gut verhandelt, um einige seiner Konkurrenten von einer Kandidatur abzubringen. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Wahlausgang nicht auch auf anderen Wegen beeinflusst werden wird.
So gibt es zum Beispiel ganz erstaunliche Anzahlen frischgebackener Wählerinnen. In einer besonders konservativen Provinz sind 70% der neu registrierten Wähler weiblich, und schwächer ausgeprägt aber durchaus erkennbar zeigt sich dieser Trend auch in anderen Provinzen, die als wenig fortschrittlich in Frauenfragen gelten. Die Manipulation mittels Frauenstimmen bietet sich insofern an, als auf ihren Karten – anders als bei denen der Männer – keine Fotos sind, die am Wahltag die Identifizierung erleichtern würden. Außerdem kamen, auch wenn es gegen die Regeln verstößt, bei den Registrierungsbüros oft Männer, die lediglich angaben, wieviele Frauen ihrem Haushalt angehören und die dann mit einem ganzen Stapel Karten verschwanden – oder gleich mit dem ganzen Registrierungsbuch.
Die Zeitung „Ashte Sobh“ druckte genüßlich Wählerkarten ab, die auf soeben geborene oder fürs nächste Jahr zu erwartende Babys ausgestellt sind.
Da wundert einen gar nichts mehr. Außer … nun lese ich in einer Überschrift der Zeitung Daily Outlook: „3000 Donkeys Drafted in for Afghan Polls“ – „3000 Esel zu den afghanischen Wahlen eingezogen.“ Angeblich sind sie jedoch lediglich für den Transport der Wahlzettel und -urnen zuständig.
P.S.: Alle Fotos in diesem Artikel sind freundlicherweise von Tobias Giesbert zur Verfügung gestellt, aus seinem afghanischen Eselalbum. Danke!
1. August 2009 um 19:10 |
Dabei würde ich einem Esel doch durchaus eine durchdachtere Stimmabgabe zutrauen als einem ungeborenen oder gar ungezeugten Baby – nur wäre das Risiko hoch, dass ein Esel doch nur einen anderen Esel wählt …
2. August 2009 um 07:51 |
Wie schon einer meiner Mitarbeiter sagte: „Bei der Verteilung von Posten ist jede Gruppe starrsinnig. Qualifikation egal, Hauptsache er kommt aus dem richtigen Haus. Wir würden sogar einen Esel auf einen Posten setzen, Hauptsache richtige Religion.“
2. August 2009 um 08:14 |
Allerdings habe ich in einer renommierten Zeitung gelesen, dass sie im Zusammenhang mit den Wahlen gefragt worden sind, ob sie die Wahlunterlagen in entlegene Regionen transportieren wollen. „Iiii_aaaah“, lautete ihre unmissverständliche Antwort.
4. August 2009 um 06:53 |
Siehst Du, deswegen haben sie nicht Kaninchen gefragt 🙂